Curatorial Design: Luca Molinari Studio
Landscape Design: Praxis Landscape, Enise Derinboğaz
Façade Engineering: Newtecnic, London
Parametric Design: Satoru Sugihara / Atlv, Los Angeles
Structural Peer Review: Peter Bauer, Werkraum, Vienna
Graphic Design: Publicomm, Angelo Dadda, Milan
Animation: Refik Anadol, Antilop
Visualisation: Polynates, Bali
Interior Design Visualisation: Frontop, China
Industrial Design: Meriç Kara
Structural Engineering: Balkar Construction, İrfan Balioğlu
Electrical Engineering: Hb Teknik, Hüseyin Gülsoy
Mechanical Engineering: Çilingiroğlu Engineering, Sarven Çilingiroğlu
BIM Consultancy: Laterna Partners, Hayri Demirçapa
Lighting Design: SLD Studio
Orientation Design: Pompaa
Fire Engineering: Istanbul Technical University, Abdurrahman Kılıç
Infrastructure Engineering: Erimco
Sustainability Consultant: ERKE
Project Management: PY Uluslararası
Acoustic Consultancy: Istanbul Technical University, Nurgün Beyazıt
Museum Management Consultancy: Mimar Sinan Fine Arts University, Nevra Ertürk
Conservation and Restoration Consultancy: Mimar Sinan Fine Arts University, Özer Alptimur
Geotechnical Drilling and Reporting: Bilgi 2000
Quantity Surveyor: Somay Consulting, Songül Kayahan
Photography: Orhan Kolukısa, Yercekim
Book Design: Puna Yayıncılık
Model: ATOLYE K, Murat Küçük
Tree Survey and Transplantation Report: Istanbul University Forest Engineering
Prof. Dr. Engin Akyürek
(Koç University, Director of Center for Late Antique and Byzantine Studies)
Prof. Dr. Ufuk Kocabaş
(Istanbul University, Faculty of Literature, Department of Conservation of Underwater Cultural Heritage, Chair of Moveable Cultural Heritage and its Renovation)
Prof. Dr. Mehmet Özdoğan
(Istanbul University, Department of Prehistory)
Prof. Dr. Baha Tanman
(Istanbul University, Faculty of Literature, Department of History of Art, Turk-Islamic Art)
Prof. Dr. Vedat Onar
(Istanbul University, Faculty of Veterinary, Department of Osteoarchaeology)
Prof. Dr. Oğuz Tekin
(Istanbul University, Faculty of Literature, Department of Prehistoric History)
Prof. Dr. Hülya Tezcan
(Nisantasi University, Faculty of Art and Design, Department of Textile and Fashion)
Prof. Dr. Atilla Yücel
(Nisantasi University, Faculty of Art and Design, Department of Architecture)
Prof. Dr. Arzu Erdem
(Kadir Has University, Faculty of Art and Design, Department of Architecture)
Prof. Dr. Aslıhan Şenel
(Istanbul Technical University, Faculty of Architecture)
Arzu Haksun Güvenilir
(Mimar Sinan University, State Conservatory Department of Ethnomusicology)
38.000㎡
Yerçekim
Das von der Stadtverwaltung Istanbul geplante Stadtmuseum Istanbul wird den Bürgern und Gästen die 8000-jährige Geschichte der Stadt aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Das Museum ist als Anziehungszentrum konzipiert und spiegelt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt wider.
Es war eine äußerst herausfordernde Aufgabe, ein Museum einer Stadt zu konzipieren, dessen Geschichte bis in 7. Jahrhundert v. Chr. zurückzuführen ist. Diese Herausforderung wurde durch die Lage des Projektstandortes neben den historischen Mauern und durch die umfangreiche Inventarliste, die in die Museumsnarrativ aufgenommen werden musste, noch verstärkt. Das Museum von Istanbul war schon seit Langem ein Wunschtraumprojekt und befand sich schon seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung der Stadt. Während dieser Zeit sind verschiedene Versuche fehlgeschlagen und im Nichts aufgegangen, Letztenendes wurde das Projekt 2015 vom Konservationsausschuss für Kultur und Erbe bewilligt. Das architektonische Design wurde parallel zu den Studien bezüglich des historischen Archivs von Team der Kuratoren, wissenschaftlichen Beratern und Forschern durchgeführt. Bauarbeiten begannen schließlich im Jahre 2016.
‘Echte Museen sind Orte, wo Zeit in Raum verwandelt wird.’, Orhan Pamuk
Geschichte und Ort
Die Anlage befindet sich neben dem Tor von Sankt Romanus innerhalb der Stadtmauer aus Zeiten von Theodosius im 5. Jahrhundert und ist eine der wichtigsten Wahrzeichen der vielschichtigen Geschichte der Stadt. Die Mauern entstanden mit dem Namen der Stadt Byzantion, Konstantinopolis, Konstantiniyye, Istanbul. Wir können ablesen, wie verschiedene Gesellschaften die Mauer gemeinsam genutzt haben, indem wir die Maurerarbeit restauriert, repariert und erweitert haben. Die wichtigen Spuren leiteten die Entfaltung des architektonischen Projektes. Die Stadtbesiedlung erweiterte sich und somit wurden die Mauern zum Zentrum und nicht zur Grenze der Stadt. Die Theodosianischen Mauern waren seit dem 17. Jahrhundert ein Muss für Reisende auf ihrer Route. In diesem Zusammenhang haben wir das Museum als Knotenpunkt vorgeschlagen, der diese Route zusammen mit den heutigen modernen Verkehrsknotenpunkten integriert, die auch eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung des Gebäudes spielten.
Stockwerk 1 Plan
Monolith
Als architektonischer Archetyp ist das Museum eine Struktur widersprüchlicher Art. Vielleicht hat es seinen Charme auch daher. Das Museum ist zu allererst ein öffentliches Gebäude, welches jedem zugänglich und einladend sein muss. Auf der anderen Seite ist es eine Art von Struktur, die den Besuchern helfen sollte, sich zu konzentrieren. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Typologie, die nach innen gerichtet werden muss, damit ein Fokus auf ausgestellte Inhalte und Aktivitäten gelegt werden kann; gleichzeitig besitzt sie aufgrund ihres Umfangs eine starke Präsenz. Das Gebäude erweckt den Eindruck, aus einer massiven Masse geschnitzt zu sein, und sein niedriges Profil kommuniziert mit den historischen Stadtmauern in der Nähe. Die Struktur wird hauptsächlich durch Rotation gebildet, um sich auf die Route zu beziehen, die den Landmauern und dem Verkehrsknotenpunkt folgt. Sie wird von einer Fußgängerbrücke durchbrochen, die eine Verbindung zum topografischen Status des Standortes herstellt. Der erste Stock des Museums, in dem sich auch die Säle der Dauerausstellungen befinden, schwebt auf breiten freitragenden Vordächern über dem Boden, so dass sich die Hauptmasse vom Boden abheben kann. Das transparente Erdgeschoss ist gemäß aller öffentlichen Funktionen angelegt einschließlich einer Stadtbibliothek, einer Zone für zeitbegrenzte Ausstellungen, einem Vorlesungssaal, Cafés, Restaurants und einer Werkstatt für Kinder, die sich alle durch den Museumsplatz zum Park öffnen. Drei Untergeschossetagen bringen Labors, Servicezonen, Lagerräume, Werkstätte und Parkmöglichkeiten unter.
Lebendes Museum
Der Innenhof inmitten des Struktur spielt eine Schlüsselrolle als eines der wichtigsten Elemente des Kreislaufs für Open-Air Ausstellungen und für eine lebendige Museumsatmosphäre. Das Museum interpretiert die Geschichte Istanbul’s als eine spiralförmige Erzählung und umfasst die Zirkulation um den Innenhof herum, indem es die Besucher auf eine lange Reise mitnimmt beginnend mit einer dauerhaften Ausstellung. Der Innenhof ist ein wichtiges räumliches Element in der Formung der Morphologie des Gebäudes und wurde als Erholung- und Treffpunkt geplant, wo Besucher auf Kultur- und Geschichtsbegeisterte treffen und das Museumserlebnis verarbeiten können. Das 38.000 Quadratmeter große Stadtmuseum Istanbul ist nicht nur als Inventarmuseum geplant, sondern als ein lebendes Gebäude, welches mit seinen Sälen für Dauerausstellungen, einer Bibliothek, Kinderwerkstätten, Schauräumen, Aktivitätszonen, Restaurants, Cafés und zeitbegrenzten Ausstellungssälen einen Beitrag zum Stadtleben leistet. Diese Einrichtungen im Erdgeschoss, wo das Tageslicht dank des Innenhofes die Innenräume durchflutet, unterstützen die Säle für die Dauerausstellungen und machen das Museumsgebäude zu einem Komplex, in dem Besucher den ganzen Tag verbringen können. Unter diesen Einrichtungen befinden sich ein umfassendes Labor zur Konservierung und Restaurierung, Büros des Museums und eine ähnliche Museologie-Infrastruktur, die dem Gebäude des Stadtmuseums Istanbul hinzugefügt wurden. Neben den unterstützenden Einrichtungen im Erd- und Untergeschoss werden in den permanenten Ausstellungshallen, die sich im ersten Geschoss der monolithischen Masse befinden, die historischen Phasen Istanbuls mit besonderem Fokus auf den Alltag der Bürger dargestellt.
Strukturelle Modulation
Für die Bereiche unterhalb des Erdgeschosses und in den Kernen wurde Stahlbeton benutzt, wohingegen für die Stockwerke oberhalb des Erdgeschosses Bodenplatten aus Stahl und ein hybrides Kernsystem aus Beton gewählt wurde, um weitere Räume mit weniger Säulen zu schaffen. Dank dieses Hybridsystems war es möglich, die Höhe der Struktur zu begrenzen. Das Skelett blieb in einer zarten Form und die Ausstellungsräume konnten erweitert werden. Innenräume und Ausstellungsräume wurden in Abstimmung mit der Anpassung des Struktursystems und der Glasfassade geplant, um somit die Integrität der Struktur und der räumlichen Anordnung sicherzustellen. Belüftungs-, Heizungs- und Beleuchtungssysteme wurden um die Innenräume mit der gleichen Modulation angerichtet. Das Stahlbau-System wurde entsprechend den inneren Trennwänden geplant, die in den meisten Räumen ohne Verkleidung oder Beschichtung belassen wurden.
Überlegungen über das Erbe
Der Monolith, der den Museumsboden beherbergt, wurde aus dem Abgleich der Eingangsachse und der Besucherroute innerhalb der Ausstellung entwickelt. Die Modulation der Fassadenpanels verstärkt diese Massenformation. Die Details des Panels entsprechen den Spuren verschiedener Epochen des Mauerwerks der alten Landmauern. Die Fassade besteht aus anodisiertem Metall und Glass. Dieses große, um die hundert Meter lange Gebäude ist eingekleidet in Metall, um bei unterschiedlichen Wetterbedingungen zu unterschiedlichen Tageszeiten eine ständige Transformation zu bewirken, die die umliegende Landschaft und den Himmel reflektiert. Die Fassade des Erdgeschosses unterhalb der massiven Metallstruktur ist komplett aus Glas gefertigt. Der erhöhte schwebende Block dient als Dachvorsprung zum Schutz der Besucher vor Regen und als Schatten. Deswegen ist es möglich geworden, das Hauptvolumen vom Boden zu trennen und gleichzeitig, die Transparenz und Konnektivität des Erdgeschosses zum Stadtpark und zum Museumsplatz zu wahren.
Landschaft
Das Gebäude befindet sich in einem ungenutzten Park. Praxis Landscape ging das Landschaftsprojekt an, indem es ein Szenario schuf, welches die Museumszirkulation mit dem vorhandenen Park verbindet. Hierbei handelt es sich um einen gemeinschaftlichen Entschluss des Architektur- und Landschaftsteams, den Museumsplatz zu einem Anziehungspunkt zu machen, der sich auf den Park erstreckt und Museums- und Parkbesucher zusammenbringt. Die Perspektiven der Besucher, die sich von zwei separaten Einstiegspunkten aus nähern, und Spuren der Projektion des Gebäudes bestimmen die Hauptstruktur des Platzes. Offene Flächen im Museum, in den Innenhöfen und auf den Terrassen wurden mit Verweis auf die einzigartigen Elemente der Landschaft von Istanbul gestaltet.
Szenografie
Wie Orhan Pamuk erwähnt, ist das Museum fast schon die Zeit selbst, und die Zeit ist nicht nur linear oder direktional. Die Kuration des Inventars in thematische und chronologische Teile spielte eine entscheidende Rolle im Grundriss des Museumsbodens. Die Narration des Museums besteht aus sieben thematischen Teilen, die einen chronologischen Pfad durch verschiedene Epochen generiert. Jeder Teil schlägt ein anderes Szenario vor mit sich ändernden Eigenschaften in der Art der Ausstellung und des Displaydesigns. Der Besucher wird durch einen zyklischen Pfad geführt, der sich durch das Gebäude bis zur Hauptrampe bewegt, die mit dem geschlossenen Innenhof verbunden ist; eine Ecke zum Ausruhen, zum Erinnern und zum Sammeln.
Die Räume für Dauerausstellungen im Erdgeschoss sind in acht Kategorien eingeteilt: “Vom Meer zur Stadt”,
“Geographie und Symbole”, “Urbane Landschaft Istanbuls”, “Gesellschaft”, “Konstrukte”, “Leben der Plätze und Institutionen”, “Istanbul, XX. Jahrhundert” und “Die Landschaft von Istanbul”. Diese Räume bieten ein umfassendes Verständnis Istanbuls durch die Geschichte, während die unteren Geschosse Räume für befristete Ausstellungen, die Bibliothek und ein Café/ Restaurant beherbergen, die alle durch die dem Innenhof zugewandten Öffnungen Tageslicht genießen. Dieser Teil des Museums unterstützt die Bereiche für Dauerausstellungen und verwandelt das Museum in einen neuen Anziehungspunkt, wo Besucher den ganzen Tag verbringen und Ausstellungen genießen können.